Manchmal spielt man eine Partie, die deutlich macht, was man eigentlich schon wusste, aber nicht bewusst genug war. Die folgende Partie aus der kürzlichen Runde der Mannschaftsmeisterschaft war für mich so eine.

Ich hatte gerade mit meiner Dame Schach geboten und mein Gegner hat seine Dame dazwischen gezogen:

Der Bauer auf b7 sieht natürlich verlockend aus. Mir war klar, dass ich nach Schlagen dieses Bauern darauf aufpassen musste, dass meine Dame nicht gefangen wird. Außerdem brauchte ich unbedingt den Bauern auf e5, ohne den mein Gegner eine schwer zu kompensierende Übermacht im Zentrum hätte.

Ich habe also verschiedene Varianten durchgerechnet, unter Anderem auch einige, in denen ich nach Schlagen des b-Bauern den c-Bauer nach c6 vorziehe und ihn mittels ♘d4 decke. Schließlich habe ich mich für das Schlagen des b-Bauern entschieden. Mein Gegner hat rochiert, ich habe meinen e-Bauern gedeckt und mein Gegner zog seinen Bauern nach a6:

Der Zug nach a6 hat mich sichtlich schockiert. Meine Dame hatte plötzlich keine Fluchtfelder mehr und ich habe keine bessere Abwicklung gefunden, als 20. c6 ♛e7 21. b5 ♜fb8 22. ♗b4 ♛d8 23 bxa6 ♜xb7 24. axb7. Aufgrund der vorgerückten Freibauern habe ich dennoch trotz Damenverlust weitergespielt. Viele Kopfschmerzen hätte ich mir allerdings ersparen können, wenn ich mich an den Zug ♘d4 erinnert hätte. Der deckt nämlich das Feld c6 nicht nur, wenn dort ein Bauer steht, sondern auch, wenn dort eine Dame steht. Ich hätte also nach 20. ♘d4 ♜fb8 einfach 21. ♕c6 spielen können.

Fazit. Figuren wirken in erster Linie auf Felder ein, nicht auf andere Figuren. Ob auf dem Zielfeld eine Figur steht und welche das ist, beeinflusst die Beurteilung der Wirkung, aber nicht die Tatsache, dass eine Wirkung besteht.

Der Vollständigkeit halber ist hier die komplette Partie:

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